Schon zu meinen Studienzeiten ist mir der Satz „der Mensch ist so alt wie seine Gefäße“ untergekommen, und ich kann nicht umhin, darüber meine eigenen Erfahrungen aus vielen Jahren niederzuschreiben. Wir wissen, dass mit zu-nehmendem Alter die Arterien ihre muskuläre Fähigkeit verlieren, sich zu dehnen und wieder zusammenzuziehen. Auch die Venen, die nicht muskulös aufgebaut sind, verlieren ihre Elastizität und sacken aus. Das geschieht natürlich nicht nur mit den Arterien und Venen, sondern mit der gesamten körperlichen und organischen Muskulatur, mit Bändern und Sehnen, mit der Haut, mit den Knochen und mit dem Denken.
Es wird beschrieben, dass der Verlust der Gefäßelastizität ein frühes Zeichen einer beginnenden Gefäßerkrankung, der Arteriosklerose, ist. Ja, ich gebe dem recht, gebe aber Folgendes zu bedenken.
- Dass die Gefäße altern, ist ein natürlicher Vorgang, aber keine Krankheit.
- Dass die Knochen spröder werden, ist ein natürlicher Vorgang, aber keine Krankheit.
- Dass die Haut altert und Falten wirft, ist ein natürlicher Vorgang, aber keine Krankheit.
- Dass die Herzleistung mit zunehmendem Alter abnimmt, ist ein natürlicher Vorgang, aber keine Krankheit.
- Dass die Denkleistung mit dem Alter schwerfälliger wird, ist ein natürlicher Vorgang, aber keine Krankheit.
- Dass die Leistung der inneren Organe schwächer wird, ist ein natürlicher Vorgang, aber keine Krankheit.
- Dass die Elastizität der roten Blutkörperchen nachlässt, ist ein natürlicher Vorgang und keine Krankheit.
Wenn diese abnehmenden Lebensleistungen des Körpers alles Krankheiten wären, dann würden diese Krankheiten schon mit der Geburt beginnen.
Der Mensch ist so alt wie seine Gefäße oder der Mensch ist so alt wie sein Mangel oder seine Sattheit.
Wenn genügend Stoffe, sprich Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralien, Spurenelemente usw. ins Zwischenzellmilieu transportiert würden oder besser transportiert werden könnten, dann könnte der Mensch weit über 100 Jahre alt werden. Nicht wegen des Cholesterins, das die Adern verstopfen soll, sondern wegen des Verlustes an Elastizität in allen Gefäßen werden die notwendigen Stoffe nicht mehr genügend transportiert. Ich spreche nicht von der sichtbaren Arteriosklerose, sondern von der unsichtbaren in den Kleinstgefäßen.
Immerhin finden sich im Menschen 100.000 Kilometer Gefäße. Dreiviertel dieser Gefäße befinden sich im Kapillarraum, nur ein Viertel sind größere Gefäße. Es geht um diese Kleinstgefäße, durch die rote Blutkörperchen gerade noch so durchpassen. Hier, im Endstrom-Bereich, werden Lebensstoffe angeliefert und abgegeben und Stoffwechselreste abgeführt. Die großen Gefäße sind Transportstraßen, aber keine Wege für den Stoffaustausch.